Ein unüberhörbarer Protest. Ein unübersehbares Fest. Für Selbstbestimmung.

Foto: Angelika Irling

Selbst und bestimmt – unter diesem Motto fand am Samstag die erste neue Ausgabe des Christopher Street Days in Ulm und Neu-Ulm statt. Fast 2500 Menschen versammelten sich auf dem Münsterplatz, um ab 15:30 Uhr als bunter Demozug durch die Doppelstadt zu ziehen und auf die Diskriminierung aufmerksam zu machen, der queere Menschen nach wie vor ausgesetzt sind.

“Familie ist nicht nur Mama, Papa und Kind. Familie ist manchmal auch Mama und Mama oder Papa und Papa. Das ist in Deutschland gelebte Realität.” so Ekin Deligöz, MdB. “Gemeinsam sichtbar sein, laut sein, stolz sein: Das ist, was wir erbringen müssen. Einhalt gebieten allen Menschen, die uns unsere Freiheiten nehmen wollen. Wir verteidigen diese Freiheiten nicht nur für uns, sondern für jede*n einzelne*n Menschen auf der Welt, von denen einige einen verdammt hohen Preis für diese Freiheit zahlen.” so Deligöz weiter. Die parlamentarische Staatssekretärin der Familienministerin war als Hauptrednerin für die erkrankte Tessa Ganserer, MdB,  eingesprungen und war maßgeblich an der Erstellung des Selbstbestimmungsgesetzes beteiligt: “Wir freuen uns sehr, kurzfristig noch einen so wichtigen Gast aus der Region auf der Bühne zu haben”, so Organisator Alpay Artun. 

Die Demo-Parade wurde von einer Veranstaltung auf dem Münsterplatz gekrönt, wo der Ulmer Oberbürgermeister Martin Ansbacher und seine Neu-Ulmer Amtskollegin Katrin Albsteiger gleich zu Beginn mit einem kraftvollen Bekenntnis für Vielfalt und Toleranz das Abendprogramm eröffneten. Beide tragen die Schirmherrschaft über den CSD und verdeutlichen so, welchen Stellenwert die Freiheit queerer Menschen in der Doppelstadt haben.

Mitorganisator Robin Schmitz stellte wenige Momente später klar, dass das allerdings noch nicht reiche: “Wir fordern Martin Ansbacher auf, eine Antidiskriminierungsstelle einzurichten, um allen von Diskriminierung betroffenen Menschen in der Region eine zentrale Anlaufstelle zu bieten.” Die Möglichkeit hierzu habe sein Vorgänger versäumt.

Zu den weiteren Forderungen des ausrichtenden Vereins gehört die Realisierung eines queeren Zentrums nach dem Vorbild des Mannheimer Regenbogenhauses sowie die Erstellung eines queeren Aktionsplanes im Bundesland Bayern.

“Das Selbstbestimmungsgesetz ist ein Zeichen, dass unser Staat uns endlich als das anerkennt, was wir sind: Selbstbestimmte Menschen, die über ihr eigenes Leben, ihren Körper und ihre Identität entscheiden”, schließt Paulino Kirschner, der Leiter der Ulmer trans* Jugendgruppe, in seinem Beitrag. Auch von Dekan Dr. Torsten Krannich, der als neuer Chef des Ulmer Münsters die Veranstaltung vor seiner Kirche begrüßte, zeigte sich auf der Bühne dankbar dafür, dass sich homosexuelle Paare sich im Ulmer Münster das Ja-Wort geben lassen können. Etwas, das ihm in seiner Kindheit und Jugend unmöglich schien, so Krannich. Er fügte seiner Rede eine Einladung an queere Paare hinzu, sich im Münster trauen zu lassen.

Nach den Redebeiträgen kam das Unterhaltungsprogramm: Die Trommelgruppe Samba Pouco Louco, die Tänzer*innen von FKV Dance sowie die Drag-Queens mit eigener Show  sorgten für Musik, gute Laune und ausgelassene Stimmung. Anschließend spielten Luke Miller und DJ Lok ihre Sets auf dem Münsterplatz, bis es zur Aftershow-Party in den cocomo Club ging.

Besuchende hatten die Möglichkeit, sich an vielen Infoständen zu informieren und Gespräche zu führen. Für das leibliche Wohl sorgten Curry Karma, das Rosebottel sowie die Garden Bar. Die Veranstaltung verlief friedlich und ohne nennenswerte Zwischenfälle.

Der erste Christopher Street Day ist für den Verein trotz mittelmäßigem Wetter ein überwältigender Erfolg und Motivation für den CSD im nächsten Jahr.

Wir bedanken uns bei unseren Sponsor*innen und Partner*innen für Ihre Unterstützung!